stevie777 hat geschrieben:
Mir geht es letztlich um eine bewusstere Verwendung von Geld,
Um zu bewerten, ob ich mein Geld bewusst verwende oder nicht bewusst genug, solltest Du Die Analyse der Situation berücksichtigen, die wir oben schon mal vorgenommen haben.
stevie777 hat geschrieben:
insbesondere Spendengeldern
Von was für "Spendengeldern" redest Du? Als ob ich ein monatliches Budget hätte, in dem ein Posten "wegen Steuer als Spende verwenden" aufgeführt wäre. Du redest von meinem Geld. Und Du sagst, ich würde dieses nicht richtig verwenden. Wer bist Du, dass Du Dir das zutraust?
Soll ich Dir die Situation mal ganz konkret aufschlüsseln? Ein Beispiel:
Ich habe einen Trailer für ein kleines Filmfestival mit Ardour vertont (ja, das geht, das geht durchaus sehr gut). Dafür habe ich ein Honorar erhalten. Das hätte ich nicht bekommen, wenn es Ardour nicht geben würde. Wenn es niemanden geben würde, der diese Software programmiert. Also habe ich in diesem Fall 30 Dollar an das Projekt "gespendet".
Ratio: ich genieße einen Vorteil, weil jemand anderes für mich arbeitet. Also nehme ich einen Teil dieses Vorteils und gebe diesen an den, der die Arbeit gemacht hat, zurück.
Und dabei weiß ich, dass jeder Cent von den 30 USD *direkt* an den geht, der die Arbeit macht.
Tag für Tag geben wir unser Geld aus für Produkte und Dienstleistungen und dabei gehen in den meisten Fällen keine 5% des Geldes an die, die die Arbeit machen.
Ich frage mich nun, warum Du mich dafür kritisierst, dass ich Geld an Ardour spende. Dass es Dich stören würde, dass ich für ein Produkt bezahle, das Dir persönlich kein Geld wert ist, erscheint mir zu absurd. Dann würdest Du auch Leute kritisieren, weil sie eine Biersorte oder eine Tageszeitung kaufen, die nicht nach Deinem Geschmack ist. Was könnte es noch sein? Da bleibt nicht viel übrig: ich kann nur vermuten, dass Du mich dafür kritisierst, dass ich für eine Leistung bezahle, die ich auch kostenlos bekommen kann.
Gehörst Du auch zu den Leuten, die einen in der U-Bahn anblaffen, weil man einem Strassenmusiker 50 Cent in den Hut wirft? Das will ich doch nicht hoffen oder?
Ich werde selbstverständlich weiter Geld an PD überweisen, obwohl er mich nicht im geringsten dazu zwingen kann. Ich halte das für eine gute Tat. Vor allem, weil ich damit einen konkreten Beleg erbringe, dass Arbeit zum Wohle anderer sich auch dann auszahlt, wenn man keines der traditionellen Systeme benutzt, mit dem üblicherweise eine Entlohnung erzwungen wird. Und vor allem deshalb werde ich auch weiter Andere dazu aufrufen, ebenfalls Geld für freie Projekte zu bezahlen.
Die Wirtschaftskultur in der wir leben fußt auf Gier, Geiz und Neid -- beschönigend als "Wettbewerb" verniedlicht. Wenn ein leitender Angestellter eines Lebensmittelkonzerns ein paar Tausend Euro an Brot für die Welt überweist, nachdem er mit seiner täglichen, fleißigen, effizienten Arbeit die Landwirtschaft eines ganzen Landes in Afrika ökonomisch ausgelöscht hat, dann nenne ich das Ablasshandel.
Wenn ich 30 Dollar von meinem direkt mit Ardour verdienten Geld an PD bezahle, dann nenne ich das ein Zeichen dafür, dass Wirtschaft auch anders geht.